Retrospektive RUTH BECKERMANN

Der österreichischen Regisseurin Ruth Beckermann (Wien, 1952) ist eine Retrospektive im Rahmen des FILMMAKER FESTIVALS im Cinema Troisi in Rom gewidmet. Zu sehen sind diese drei preisgekrönten Filme:

Montag, 21. November, 21.00 Uhr
Mutzenbacher (2022), Siegerpreis der Sektion Encounters auf der Berlinale 2022 (italienische Erstaufführung).
Dienstag, 22. November, 20.40 Uhr
Waldheims Walzer (2017), österreichischer Oskar-Kandidat und vermutlich der international bekannteste Film Ruth Beckermanns.
Mittwoch, 23. November, 18.45 Uhr
Die Geträumten (2016), ein filmisches Experiment über den Briefwechsel zwischen Paul Celan e Ingeborg Bachmann.
Karten: http://bit.ly/3g1oz0H

Donnerstag, 24. November, 11.00 Uhr
Masterclass mit Ruth Beckermann
Centro Sperimentale di Cinematografia, Via Tuscolana 1524
Unter Leitung des Regisseurs und Produzenten Carlo Hintermann
Eintritt frei mit Anmeldung an: prenotazione@fondazionecsc.it

Darüber hinaus kommt die Regisseurin auch nach Palermo. Geplant sind folgende Filmvorführungen und Masterclasses:

Donnerstag,  1. Dezember, 12.00-14.00 Uhr
Università degli studi di Palermo, Edificio 12 (ex Facoltà di Lettere) – Aula Columba
Incontro “Documentare la storia, narrare la realtà” mit Ruth Beckermann
Mit Beiträgen von Alessia Cervini, Matteo Di Figlia, Andrea Inzerillo, Luca Mosso
Eintritt frei
Donnerstag,  1. Dezember, 20.30 Uhr
Mutzenbacher (2022)
Cinema De Seta – Cantieri Culturali alla Zisa / via Paolo Gili, 4
Die Regisseurin ist anwesend
Freitag,  2. Dezember, 10.00-12.00 Uhr
Masterclass “Rileggere il tempo” mit Ruth Beckermann
Centro Sperimentale di Cinematografia – Sala bianca
Cantieri Culturali alla Zisa / via Paolo Gili, 4
Mit Beiträgen von Andrea Inzerillo, Luca Mosso, Costanza Quatriglio
Eintritt frei
Freitag,  2. Dezember, 18.00 Uhr
Waldheims Walzer (2018)
Cinema De Seta – Cantieri Culturali alla Zisa / via Paolo Gili, 4
Die Regisseurin ist anwesend.
Freitag,  2. Dezember, 20.30 Uhr
Die Geträumten (2016)
Cinema De Seta – Cantieri Culturali alla Zisa / via Paolo Gili, 4
Die Regisseurin ist anwesend.

Flyer
Info/Kontakt: www.siciliaqueerfilmfest.it

Die Retrospektive findet in Zusammenarbeit mit dem FILMMAKER FESTIVAL, der Fondazione Centro Sperimentale di Cinematografia und dem Sicilia Queer filmfest, mit Unterstützung des Österreichischen Kulturforums statt.

MUTZENBACHER 
(2022)
Seit mehr als hundert Jahren wird der Roman “Josefine Mutzenbacher oder Die Geschichte einer Wienerischen Dirne” wegen seiner lustvollen Darstellung kindlicher und weiblicher Sexualität kontrovers besprochen. Anonym publiziert und über viele Jahrzehnte dem österreichischen Schriftsteller Felix Salten (“Bambi”) zugeschrieben, wurde er zeitweise verboten und gleichzeitig als wienerische Literatur von Weltrang gefeiert.
Mit einem Zeitungsaufruf lädt Ruth Beckermann zu einem Casting für einen Film ein, der den bekannten pornografischen Roman zur Grundlage hat: “Männer zwischen 16 und 99 Jahren gesucht”. Der Film MUTZENBACHER konfrontiert in einer ehemaligen Sargfabrik in Wien hundert Leser mit Auszügen aus dem Werk. Und wie im richtigen Leben evoziert die Lektüre “anstößiger” Passagen auch am Filmset Erinnerungen, erotische Vorstellungen, aber auch Ablehnungsreaktionen, Distanzierungs- und Rechtfertigungsstrategien. Wir leben und lieben in einer Zeit, in der Sex mehr denn je allgegenwärtig ist, aber gleichzeitig auf ein moralisch hochgradig aufgerüstetes Umfeld trifft.

Interview: Ruth Beckermann im Gespräch mit Carlo Chatrian, dem künstlerischen Leiter der Berlinale https://www.youtube.com/watch?v=cElF-Ad8BLU

WALDHEIMS WALZER 
(2018)
1986 stellte sich der ehemalige UN-Generalsekretär Kurt Waldheim der Wahl zum österreichischen Bundespräsidenten. Die Regisseurin Ruth Beckermann analysiert in ihrem Dokumentarfilm mehr als 30 Jahre später mit ihren eigenen Bildern und mit einer Fülle an Archivmaterial diesen Wendepunkt der österreichischen Nachkriegsgeschichte. 
Die Lücken in seiner Kriegsbiographie und die konsequente Auslassung unangenehmer Wahrheiten führten Waldheim mitten hinein in ein Lügennetz, in dem er sich aussichtslos verstrickte. Je deutlicher die Vorwürfe des Jüdischen Weltkongresses zu einer Sensibilisierung der Weltöffentlichkeit führte, desto erfolgreicher erwies sich in Österreich die Mobilisierung eines dumpfen Wir-Gefühls mit antisemitischen Untertönen. 
Ein Lehrstück über das Schüren von Emotionen, über die Schaffung von Feindbildern und über den medial ausgetragenen Kampf, die Deutungshoheit über die Fakten zu erlangen.
Der Film wurde 2018 als bester Dokumentarfilm der 68. Berlinale und mit dem  Österreichischen Filmpreis 2019 ausgezeichnet. Außerdem wurde er für den Oscar nominiert.

http://www.thewaldheimwaltz.com/de/home/

DIE GETRÄUMTEN
(2016)
Dem Film „Die Geträumten“ liegt der Briefwechsel zwischen den Schriftstellern Ingeborg Bachmann und Paul Celan zugrunde. Er wurde als bester Spielfilm der Diagonale (Graz) 2016 ausgezeichnet.
Anja Plaschg und Laurence Rupp, zwei junge Schauspieler, treffen sich im Tonstudio, um den fast 20-jährigen Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Paul Celan zu vertonen. Die beiden Schriftsteller, die zu den bedeutendsten Vertretern der deutschsprachigen Lyrik nach 1945 gehören, standen in einer engen Beziehung: Für Bachmann war es die Liebe ihres Lebens und doch fürchtete sie sich auch vor der schweren Vergangenheit Celans, der seine Eltern im Holocaust verloren hat. Die tiefen Gefühle, die in der Korrespondenz sichtbar werden, gehen auch auf die beiden Schauspieler über und sie beginnen über Liebe und Tod zu philosophieren.

Die Geträumten, The Dreamed Ones – Ein Film von Ruth Beckermann FILM EXCERPT de (diegetraeumten.at)

Ruth Beckermann lebt als Filmschaffende und Autorin in Wien. Zu ihren Filmen zählen Die papierene Brücke, Jenseits des Krieges und American Passages. Ihr Film Those who go Those who stay erhielt 2014 den großen Dokumentarfilmpreis auf der Diagonale in Graz. Zwei Jahre später wurden auch Die Geträumten ebendort als bester Spielfilm ausgezeichnet. Waldheims Walzer erhielt mehrere Preise, u.a. den Glashütte Preis für den besten Dokumentarfilm auf der Berlinale 2018, sowie eine Nominierung für die Oscars. 2019 realisierte Ruth Beckermann die Installation Joyful Joyce für die Salzburger Festspiele. 2022 wurde ihr Film MUTZENBACHER im Wettbewerb Encounters der Berlinale gezeigt und mit dem Preis für den besten Film ausgezeichnet.
Ruth Beckermann de