Gottlieb Wallisch | Thomas Gayda

Der österreichische Pianist Gottlieb Wallisch widmet sich seit Jahren der Aufführung und Ersteinspielung von Werken verfemter Komponisten. So entstanden CDs mit Einspielungen von Hans Gál, Erich Zeisl oder Jaromír Weinberger.

Bei seinem Konzert in Rom wird er – neben Werken der Wiener Klassik und von Arnold Schönberg – den Wiener Komponisten Wilhelm Grosz  (*1894 in Wien, †1939 in New York City) in den Mittelpunkt stellen. Grosz war ein österreichischer Musiker, dessen kurzes Schaffen als Komponist, Dirigent, Pianist und Musikwissenschaftler sowohl der klassischen als auch der Unterhaltungsmusik gewidmet war.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 musste er als Jude Deutschland verlassen, wo er als künstlerischer Leiter einer Schallplattengesellschaft und als Dirigent gearbeitet hatte. Die Aufführung seiner Musik wurde als „entartet“ verboten. Nach Wien zurückgekehrt, musste er 1934 erneut vor antisemitischen Angriffen mit seiner Familie nach England flüchten. Dort gewann sein Talent für die Unterhaltungsmusik sogleich Anerkennung, in den Folgejahren produzierte er eine Reihe erfolgreicher Schlager, die zum Teil unter Pseudonymen den Weg in das nationalsozialistische Deutschland fanden. Kurz vor seinem Tod übersiedelte er nach New York.

Eine Einführung in das Programm gibt der Musikwissenschaftler Thomas Gayda.

Programm:

W.A.Mozart: Rondo in a-moll, KV 511

Wilhelm Grosz: Aus den „Three Piano Pieces, op. 33“ 

Isle of Capri 

Symphonische Variationen über ein eigenes Thema, op.9 

Arnold Schönberg: Klavierstück, op. 11/2 (in der Fassung von F. Busoni) 

Gottlieb Wallisch wurde 1978 in Wien geboren und verfolgt seit vielen Jahren eine internationale Laufbahn als Konzertpianist.

Er debütierte im Alter von zwölf Jahren im Wiener Musikverein, als 17-Jähriger führte er mit der Sinfonia Varsovia das 5. Klavierkonzert von Beethoven auf. Seitdem ist Wallisch in den wichtigsten Sälen und Festivals der Welt zu Gast. Auch die Liste der Orchester, mit denen er spielte, führt große Namen, darunter die Wiener Philharmoniker, die Wiener Symphoniker und das Royal Liverpool Philharmonic.

Neben seiner Konzerttätigkeit auf dem modernen Flügel widmet sich Gottlieb Wallisch intensiv der Interpretation auf historischen Klavieren. Seine Gesamteinspielung aller Beethoven-Klavierkonzerte auf historischen Hammerflügeln mit dem Orchester Wiener Akademie wurde von den Kritiken gefeiert.

Von 2010 bis 2016 leitete Gottlieb Wallisch eine Klavierklasse an der Haute École de Musique de Genève, 2016 wurde er als Professor an die Universität der Künste Berlin berufen.

Thomas Gayda, Autor und Publizist, hat sich als promovierter Musikhistoriker maßgeblich dem Gebiet „Musik und Exil“ verschrieben und u.a. die CD-Edition „Entartete Musik“ für das Klassik-Label DECCA federführend realisiert, bei der zahlreiche Werke verfolgter und vergessener Komponisten ins Konzert- und Opernrepertoire zurückgeführt werden konnten.