HONETSCHLÄGER | Edgar Honetschläger

Der österreichische Künstler Edgar Honetschläger zeigt in Neapel eine Einzelausstellung, die von Mario Codognato kuratiert wird.

«Wenn man irgendwo einen Beginn der künstlerischen Laufbahn Edgar Honetschlägers festmachen will, ist das vielleicht in Linz, seiner Heimatstadt, in der sich die Zukunft des reisebegeisterten jungen Menschen entschied. Tatsächlich hatte sein frühes Weggehen zur Folge, dass er auch später immer als jemand ohne evidente Herkunft wahrgenommen wurde. Seine künstlerische Sprache mit reduzierten Mitteln und das libertäre und umweltbewusste Konzept sind an keinem bestimmten Platz daheim. Seine Sprache ist eine Nomadensprache, die alle Genregrenzen sprengt, sich extrem kämpferisch gibt – radikales, eigenwilliges Kino eben. Er zeigt einen Naturzustand, der sich früher oder später vom menschlichen Eindringling befreit. Die “non human zone” ist nicht zufällig sein jüngstes Projekt im Wald von Capodimonte. Honetschläger gehört zu jenen zeitgenössischen Künstlern, die sich wenig um formale Kategorien kümmern und sich spontan an neue Projekte wagen. Edgar – auch sein Nachname ist für italienische Ohren unaussprechlich – ist nicht nur deswegen undefinierbar. Seine Kunst kann figurativ bis ins kleinste Detail sein, aber auch von tiefer Symbolik durchdrungen, manchmal ironisch oder gar nostalgisch. So ist es auch in dieser Ausstellung, die einen Stuhl zum gemalten Konstrukt mehr oder weniger ferner Persönlichkeiten macht. Ein Ort der Phantasmagorien aus  spielerisch wandernden Bildern auf der rauen Leinwand, wie ein seltsamer Code, aus dem eine Reihe von Rätseln über die menschliche Psyche ausgeht. Oder die Landschaftsausschnitte im zweiten Raum, Aufnahmen von Innen- und Außenwelten, skizzierte Ansichten. Sie deuten ein Ganzes an, das sich in seiner Gesamtheit dem Blick entzieht, aber in sich auflösenden Zeichen und Farben in den folgenden Abschnitten ihre Fortsetzung findet. Was die Porträts in Sesselform und die unendlichen Landschaften zusammenhält, ist der Raum auf der Leinwand, durch den die von jedem Realismus befreiten Bilder schweben, fast vorbeifliegen, flüchtig, unpräzise, wie im Traum und die unbedingt noch vor ihrem Verschwinden entziffert werden müssen.

Im vergangenen Jahrhundert hatte die österreichische Kunst zwei Angelpunkte: den spirituellen, dekorativen und erzählerischen der Sezession, und jenen körperlichen, brutalen und performativen des Aktionismus. Beide waren, wenn auch auf gegenteilige Weise, Ausdrucksformen, die mit Hilfe künstlerischer Konzepte die unsichere Existenz des Menschen in esoterische Begriffe verwandelten. Bei Edgar Honetschläger ist es nicht viel anders. In Linz geboren, suchte er alchemistische Formeln, in denen sich Reales und Symbolisches mischt oder auseinanderteilt in der vielleicht eitlen Hoffnung, einen Sinn in der Kunst zu skizzieren oder manchmal zu hypotisieren, wenn diese Sinnhaftigkeit nur mehr in der flüchtigen und vergänglichen Form der Insekten in dieser vom Menschen befreiten Zone existiert.  Eduardo Cicelyn

Info: https://www.lacasamadre.it

Übersicht über Honetschlägers Werke in Italien:  https://www.austriacult.roma.it/?s=edgar+honetschl%C3%A4ger

Zum Projekt am Foto GIORDANO BRUNO: https://honetschlaeger.com/chairs/